Langzeitdünger sind aus der modernen Gartenpflege nicht mehr wegzudenken. Sie bieten nicht nur eine kontinuierliche Versorgung der Pflanzen mit lebensnotwendigen Nährstoffen, sondern ermöglichen auch eine gezielte und zeitsparende Pflege über Monate hinweg. Im Zentrum einer erfolgreichen Anwendung steht jedoch die Wahl des richtigen Zeitpunkts – insbesondere im Kontext der unterschiedlichen klimatischen Bedingungen der Schweiz. Dieser Artikel bietet einen saisonalen Überblick, der sich sowohl an den biologischen Anforderungen der Pflanzen als auch an den spezifischen Gegebenheiten des alpinen, voralpinen und tiefer gelegenen Mittellandes orientiert.
Vegetationsbeginn im Frühling: Nährstoffe zum Start ins Wachstum
Mit dem Ende des Winters und den ersten anhaltend milden Temperaturen beginnt die Vegetationsperiode. In der Schweiz fällt dieser Übergang, je nach Höhenlage, zwischen Anfang März im Tessin und Mitte bis Ende April in höher gelegenen Regionen wie dem Engadin oder Teilen Graubündens. In dieser Phase sind Langzeitdünger besonders wirksam, da der Boden langsam auftaut, sich erwärmt und die Aktivität der Mikroorganismen zunimmt – eine zentrale Voraussetzung für die Wirkung organischer Dünger.
Organische Langzeitdünger wie Hornspäne oder Schafwolldünger benötigen mikrobielle Aktivität, um im Boden zersetzt und für Pflanzen verfügbar gemacht zu werden. Daher empfiehlt sich die erste Düngung mit diesen Produkten, sobald der Boden feucht, aber nicht mehr nass ist und sich tagsüber regelmäßig über fünf Grad Celsius erwärmt. Dies entspricht im Flachland meist dem März, in Lagen über 1000 Metern jedoch oft erst dem Mai. Mineralische Produkte mit umhüllter Depotwirkung wie Osmocote oder Floranid können bereits früher eingesetzt werden, da sie nicht auf Bodenlebewesen angewiesen sind. Sie geben ihre Nährstoffe temperatur- und feuchtigkeitsabhängig kontrolliert ab.
Für den Rasen, der zu den nährstoffintensivsten Gartenbereichen zählt, bietet sich eine erste Düngung mit einem Langzeitprodukt unmittelbar nach dem ersten Schnitt im Frühling an. Hier hat sich beispielsweise Floranid Rasendünger bewährt, dessen ummantelte Stickstoffverbindungen bis zu sechs Monate wirken können. Staudenbeete und mehrjährige Gemüsekulturen profitieren ebenfalls von einer Grunddüngung in dieser Zeit.
Frühsommer: Versorgung sicherstellen in der Hauptwachstumsphase
In den Monaten Mai bis Juli erreichen die meisten Gartenpflanzen ihre stärkste Wachstumsphase. Der Bedarf an Nährstoffen ist in dieser Periode besonders hoch, insbesondere bei schnellwüchsigen Arten wie Tomaten, Kürbisgewächsen oder Rasengräsern. Wer im Frühling mit einem Langzeitprodukt gearbeitet hat, muss in dieser Zeit meist noch nicht nachdüngen – es sei denn, der Boden ist besonders durchlässig, stark sandig oder es gab überdurchschnittlich viele Niederschläge, wie sie in den frühen Sommermonaten im Tessin häufig auftreten.
Ein Nachdüngen ist dann angezeigt, wenn sich das Wachstum sichtbar verlangsamt oder die Blattfarbe nachlässt. In diesem Fall können sowohl granulierte organische Produkte – beispielsweise von Neudorff – als auch mineralische Ergänzungsdünger mit mittlerer Sofortwirkung eingesetzt werden. In Staudenbeeten ist die Verwendung von organischen Mischungen wie Hornmehl oder Komposttee sinnvoll, um das Bodenleben zusätzlich zu fördern.
Kübelpflanzen – etwa Geranien oder Oleander – profitieren von Depotdüngern in Form von Düngekegeln oder Düngestäbchen, wie sie unter anderem von Substral angeboten werden. Diese sind besonders geeignet für Topfkulturen auf Terrassen und Balkonen, da sie exakt dosierbar sind und bei korrekter Anwendung eine Versorgung über bis zu drei Monate gewährleisten.
Hochsommer: Vorsicht bei Hitze und Trockenheit
Die Monate Juli und August bringen je nach Region sehr unterschiedliche Herausforderungen mit sich. Während das Wallis oder das Mittelland unter längeren Trockenperioden leiden können, bleibt es in alpinen Lagen vergleichsweise ausgeglichen. Grundsätzlich sollte in den heißen Monaten nur vorsichtig mit Langzeitdüngern gearbeitet werden – insbesondere bei organischen Varianten, deren mikrobielle Umsetzung durch Trockenheit stark gehemmt wird.
Auf gut gepflegten Rasenflächen mit Frühjahrsausbringung reicht die Depotwirkung oft bis Ende Sommer. Eine zusätzliche Düngergabe ist nur bei sichtbaren Mangelerscheinungen sinnvoll. Für wärmeliebende Stauden oder Gemüsebeete kann eine moderate Nachdüngung sinnvoll sein, vorzugsweise in den frühen Morgenstunden, um die Verdunstung gering zu halten und die Bodenfeuchtigkeit besser zu nutzen.
Bei Rosen oder spätblühenden Stauden sollte man ab Mitte Juli keine Langzeitdünger mehr einsetzen, da die anhaltende Nährstofffreisetzung das Pflanzengewebe weich und anfällig für Frostschäden im Herbst machen kann. Hier bieten sich schnell verfügbare, dosiert eingesetzte Flüssigdünger an, die nicht über den gesamten Herbst hinaus wirken.
Herbst: Vorbereitung auf die Winterruhe
Der Zeitraum von September bis Anfang Oktober markiert den Übergang in die Ruhephase vieler Gartenpflanzen. In dieser Phase ist der Nährstoffbedarf deutlich reduziert, die Pflanzen konzentrieren sich auf die Einlagerung von Reservestoffen. Für Rasenflächen ist jetzt der richtige Moment gekommen, um sie auf den Winter vorzubereiten.
Ein spezieller Herbstrasendünger mit hohem Kaliumanteil – wie er bei Produkten von Compo erhältlich ist – stärkt die Zellstruktur der Gräser und erhöht deren Frostresistenz. Der Stickstoffanteil dieser Dünger ist hingegen niedrig, um das vegetative Wachstum nicht unnötig anzuregen. Bei Stauden und Gehölzen sollte jetzt auf weitere Düngung verzichtet werden. Organisches Material wie Laubkompost kann jedoch oberflächlich eingearbeitet werden, um die Bodengesundheit zu fördern und die Nährstoffverfügbarkeit im kommenden Frühjahr zu verbessern.
Im Tessin, wo das milde Klima oft bis weit in den Oktober hinein anhält, kann je nach Witterung eine spätere Herbstdüngung noch sinnvoll sein. In Höhenlagen oberhalb von 1000 Metern hingegen sollte bereits im September damit abgeschlossen werden.
Wintermonate: Ruhezeit für Boden und Pflanze
Zwischen November und Februar ruht das Bodenleben weitgehend. Der Einsatz von Langzeitdüngern ist in dieser Phase nicht zielführend, da die Nährstoffe nicht umgesetzt werden können und in manchen Fällen sogar ins Grundwasser ausgewaschen werden. Gartenarbeiten konzentrieren sich in dieser Zeit auf mechanische Pflegemaßnahmen, Planung und eventuell den Schutz empfindlicher Pflanzen vor Frost.
Regional unterschiedliche Düngezeitpunkte: Eine Frage der Höhenlage
Die Schweiz ist ein Land mit teils erheblichen klimatischen Unterschieden auf kleinem Raum. Während in niedrig gelegenen Regionen wie dem Genferseegebiet oder dem Tessin bereits im März mit der Düngung begonnen werden kann, verzögert sich dieser Zeitpunkt in Graubünden, dem Berner Oberland oder dem Jura oft bis Mai. Ebenso verlängert sich die Vegetationsperiode in wärmeren Regionen, sodass dort spätere Düngezeitpunkte noch sinnvoll sein können.
Ein grafischer Saisonkalender für Langzeitdünger, aufgeteilt nach Regionen und Höhenlagen, bietet Gärtnerinnen und Gärtnern eine hilfreiche Orientierung und sollte nach Möglichkeit individuell angepasst werden. Wer beispielsweise in einer Hanglage mit durchlässigem Boden gärtnert, muss andere Düngestrategien verfolgen als jemand mit schwerem Lehm in der Nordostschweiz.
Fazit: Langzeitdünger gezielt und regional angepasst einsetzen
Die Anwendung von Langzeitdüngern erfordert mehr als nur ein Bewusstsein für Produkteigenschaften. Entscheidend ist ein tiefes Verständnis für die natürlichen Rhythmen der Pflanzen und der klimatischen Bedingungen vor Ort. Wer seine Düngestrategie an den Jahreszeiten, der Bodentemperatur und den regionalen Gegebenheiten ausrichtet, schafft die Grundlage für einen gesunden, vitalen und pflegeleichten Garten – und entlastet nicht zuletzt auch sich selbst bei der Pflegearbeit.